
Gesunder Mund, erholsame Nacht: So hängen Zahngesundheit und Schlaf bei Kindern zusammen
21. März 2025Ein gesunder Schlaf ist entscheidend für die körperliche und geistige Entwicklung von Babys und Kindern. Was viele Eltern jedoch nicht wissen: Die Zahngesundheit kann einen erheblichen Einfluss auf den Schlaf ihres Kindes haben.
Die Zahn- und Kieferstellung hat signifikanten Einfluss auf unseren Alltag – beim Essen, Lachen, Reden und sogar beim Schlafen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Zahnprobleme bei Kindern die Schlafqualität beeinträchtigen und langfristige gesundheitliche Folgen mit sich bringen können. Doch wie genau hängen Zahngesundheit und kindlicher Schlaf zusammen, und was können Eltern tun, um ihren Kindern erholsames Schlafen zu ermöglichen?
Wie beeinflusst die Zahngesundheit den Schlaf bei Kindern?
Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass schlechter Schlaf im Kindesalter das Risiko für Konzentrationsschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten sowie Wachstumsprobleme erhöht. Die Gründe für unruhige Nächte von Babys und Kindern sind je nach Entwicklungsstand sehr unterschiedlich. Die Relevanz der Mundgesundheit sollte dabei nicht unterschätzt werden. Zahnprobleme wie Karies oder Zahnfleischentzündungen verursachen Schmerzen und Unwohlsein, die besonders nachts störend wirken. Schlafunterbrechungen und Einschlafprobleme sind häufig die Folge.
Nächtliches Zähneknirschen wegen Wachstum
Schlechter Schlaf kann auch von nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus) herrühren. Zahnmediziner meinen damit rhythmische kauähnliche Bewegungen, die oft über mehrere Minuten anhalten. Dieses Knirschen passiert unbewusst und meist nachts. Kleinkinder sind die am häufigsten betroffene Altersgruppe. Ursachen für das Knirschen können Stress, Überforderung und Angst sein, in der Regel sind es aber harmlosere Gründe. Denn während der ersten drei Lebensjahre wachsen Kiefer, Kaumuskulatur und Kopf oftmals unregelmäßig. Kinder neigen während der Entwicklung des Milchgebisses dazu, dieses durch Malmen und Pressen zu erkunden. Fachleute sprechen davon, dass sich Kinder die Zähne „einbeißen“. Auch der Durchbruch der Milchzähne beim Baby ist häufig von starkem Zähneknirschen begleitet, da während des Wachstumsprozesses die Zähne noch nicht perfekt zueinanderstehen.
Dieses unwillkürliche Zähneknirschen kann, wenn es länger anhält, Zahnschäden, Kopfschmerzen und Kiefergelenkschmerzen verursachen, die wiederum die Schlafqualität beeinträchtigen. Denn durch das Knirschen kann es zu einem Abrieb der Zahnhartsubstanz kommen. Kinder, die an Bruxismus leiden, wachen oft unruhig auf und zeigen Zeichen von Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten am Tag. Wenn das Kind innerlich unruhig wirkt, sollte zunächst für mehr Ruhe gesorgt werden, indem beispielsweise der Medienkonsum reduziert wird. Falls das nächtliche Zähneknirschen dennoch intensiv bleibt, kann eine individuell angepasste Kunststoffschiene helfen, die Zähne zu schützen.
Veränderte Kieferstruktur führt zu fragmentiertem Schlaf
Schnarchen bei Kindern ist oft nicht nur ein harmloses Geräusch, sondern kann ein weiteres Anzeichen für beeinträchtigten Schlaf aufgrund von Zahngesundheitsproblemen sein. Eine unzureichende Entwicklung des Kiefers oder Fehlstellungen können die natürliche Atemfunktion erheblich beeinträchtigen. Vergrößerte Mandeln oder Polypen können die oberen Atemwege verengen, was zu erhöhtem Atemwiderstand und schließlich zu Schnarchen führt. Dieses kann zudem auf eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) hindeuten, eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der es zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafes kommt. Diese Atemaussetzer führen zu einer Fragmentierung des Schlafes und verhindern, dass das Kind die tiefen, erholsamen Schlafphasen erreicht, die für seine Entwicklung entscheidend sind.
Die Folgen von unbehandeltem chronischem Schnarchen und Schlafapnoe sind weitreichend. Diese Kinder leiden häufig unter Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungsabfall in der Schule. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Schlafmangel das Risiko für Verhaltensprobleme wie Hyperaktivität und emotionale Instabilität erhöhen kann. Langfristig kann eine unzureichende Sauerstoffversorgung während des Schlafes auch das Wachstum und die allgemeine Gesundheit des Kindes beeinträchtigen.
Die Behandlung dieser Probleme beginnt oft mit einer genauen Diagnose durch eine Fachärztin oder einen Facharzt, der die Struktur von Kiefer und Atemwegen untersucht. In einigen Fällen kann nach der Untersuchung durch eine HNO-Ärztin bzw. HNO-Arzt eine Entfernung der vergrößerten Mandeln notwendig sein, um die Atemwege zu öffnen. Auch kieferorthopädische Maßnahmen können helfen, die Kieferstruktur zu korrigieren und damit die Atmung zu erleichtern.
Diese Anzeichen deuten auf Probleme mit der Zahngesundheit hin
Eltern sollten aufmerksam sein und bei folgenden Symptomen frühzeitig handeln:
- Das Kind klagt über Kopf- und Zahnschmerzen oder Schmerzen im Mundbereich
- Sichtbare Anzeichen wie weiße oder braune Flecken auf den Zähnen, Zahnfleischbluten oder geschwollenes Zahnfleisch
- Nächtliches Zähneknirschen, Schnarchen oder auffällige Atempausen im Schlaf
- Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Reizbarkeit tagsüber
Wie können Eltern die Zahngesundheit ihrer Kinder fördern?
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Zahngesundheitsproblemen können helfen, den Schlaf bei Kindern zu verbessern und mögliche negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und Entwicklung zu minimieren. Außerdem ist eine gründliche Mundhygiene bereits mit dem Durchbruch der ersten Zähne essenziell. Folgende Praktiken sollten im Alltag etabliert werden:
- Zweimal täglich gründlich Zähneputzen mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (altersgerechte Fluoridmenge beachten)
- Einsatz von altersgerechten Kinderzahnbürsten und regelmäßiger Austausch (alle zwei bis drei Monate)
- Reduktion von Zucker und säurehaltigen Getränken und Lebensmitteln, insbesondere vor dem Schlafengehen
- Regelmäßige Kontrollbesuche bei der Zahnärztin oder beim Zahnarzt ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes, spätestens aber ab dem ersten Geburtstag
Fazit
Zahnmedizinische Probleme können den Schlaf erheblich beeinträchtigen und langfristige gesundheitliche Auswirkungen haben. Eltern haben es in der Hand, durch regelmäßige Zahnpflege, gesunde Ernährung und eine positive Einstellung zur Zahngesundheit das allgemeine Wohlbefinden ihres Kindes nachhaltig zu fördern.
Quellen:
- Das Gesundheitsportal medondo.health
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